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miércoles, 12 de febrero de 2020

MUERE ISMEIER EL DIRECTOR DE CINE ALEMAN QUE RODÓ STALINGRAD Y EL CANGEL AZUL

Angst vor der Heimat? Warum eigentlich?

| Lesedauer: 5 Minuten
Filmredakteur
DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE (AT), Deutschland 2019, Regie: Joseph Vilsmaier\r...Text...© Perathon Medien GmbH/Hendrik Heiden DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE (AT), Deutschland 2019, Regie: Joseph Vilsmaier\r...Text...© Perathon Medien GmbH/Hendrik Heiden
Sein Vermächtnis: Vilsmaier mit Bully Herbig und Hape Kerkeling bei den Dreharbeiten zu "Der Boandlkramer und die ewige Liebe". Der Film startet im kommenden November im Kino
Quelle: © Perathon Medien GmbH
Joseph Vilsmaier brachte 30 Jahre lang deutsche Geschichte ins Kino wie kein anderer. Jetzt ist er gestorben. Nachruf auf einen großen Regisseur, der lebte wie er drehte – aus dem Bauch heraus.


„Irgendwann“, hatte er vor einem Jahr in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag gesagt, „irgendwann will ich am Set bei Dreharbeiten tot umfallen.“ Ganz hat das für Joseph Vilsmaier nicht geklappt.
Aber vor drei Wochen war er noch am Set seines neuesten Films „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“, ein Tag Nachdreh mit Bully Herbig, auch den Schnitt hat er noch fertig gekriegt. Der Boandlkramer ist eine zutiefst bayerische Figur, ein Euphemismus für den Tod, der aber nicht herrisch auftritt, sondern freundlich zur Mitfahrt ins Jenseits einlädt.
Sepp Vilsmaier war auch eine zutiefst bayerische Figur. Seinen Achtzigsten feierte er mit seiner neuen Lebensgefährtin, seinen drei Töchtern und engen Freunden. Wie viele „enge Freunde“ denn dagewesen seien, fragte der „AZ“-Interviewer. „Etwa 140“, antwortete Vilsmaier.

Niemals die Kamera aus der Hand geben

Seine Firma „Perathon“ war ein Familienunternehmen. Seine Frau Dana Vavrová spielte in einem halben Dutzend seiner Filme die Hauptrolle. Beider Töchter Janina, Theresa und Josefina standen von Kindesbeinen an vor der väterlichen Kamera.
Das ist durchaus wörtlich zu nehmen – einerseits weil der Vater Theresas Geburt filmte und in seinen Film „Rama Dama“ hineinschnitt, andererseits, weil Vilsmaier die Kamera nie aus der Hand gab, auch nicht, als er zum Regisseur aufgestiegen war.
Aus einem Franziskanerinnen-Internat heraus war der Joseph mit 14 zur berühmten Münchner Firma Arri gekommen, hatte eine filmtechnische Ausbildung absolviert und sich zum Kameramann hochgearbeitet. 20 Jahre lieferte er die Bilder für eine eklektische Reihe von Kino- und Fernsehfilmen, von Didi Hallervorden über Tatorte und das Bergarbeiter-Drama „Rote Erde“ bis zu der Manès-Sperber-Verfilmung „Wie eine Träne im Ozean“.
HERBSTMILCH / D 1988 - Joseph Vilsmaier / Der Film basiert auf den Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider. Erzählt wird eine Geschichte vom harten Leben auf dem Lande. Inmitten einer archaisch anmutenden dörflichen Familienstruktur meistert die Bäuerin Anna ihr schweres Leben mit großer seelischer Kraft. Szene mit DANA VAVROVA als Anna und WERNER STOCKER - der leider früh verstorbene Schauspieler - als Annas Ehemann Albert. / 35661--1-56880 / , 03DFAHerbst / Überschrift: HERBSTMILCH / BRD 1988
Dana Vavrová und Werner Stocker in "Herbstmilch"
Quelle: picture alliance
Dann, als er schon 48 war, änderte sich alles. Vilsmaier fielen die Memoiren der Pfarrkirchener Bäuerin Anna Wimschneider in die Hände, die über Jahrzehnte den Haushalt einer Großfamilie geführt hatte, und Vilsmaier kaufte die Rechte, lange bevor das Buch zwei Millionen Exemplare verkaufte.
Nun hatte das Bayerische Fernsehen immer mit Verve seine patriotische Pflicht erfüllt, heimatliche Gefühle im Regionalprogramm zu fördern. Im Kino jedoch, diesem bundesweiten Medium, hatte „Heimat“ nie eine Rolle gespielt.
Auch Edgar Reitz’ „Heimat“ war eine Fernsehproduktion gewesen, allerdings mit weltweiter Resonanz. Das ermutigte Vilsmaier. Er verpflichtete den „Heimat“-Drehbuchautor Peter Steinbach, gründete seine Perathon, trieb zwei Millionen Mark auf und heiratete noch während des Drehs seine Hauptdarstellerin Dana Vavrová. Das Wagnis ging auf, in jeder Hinsicht.
Comedian Harmonists, (COMEDIAN HARMONISTS) D 1997, Regie: Joseph Vilsmaier, MAX TIDOF, HEINRICH SCHAFMEISTER, ULRICH NOETHEN, HEINO FERCH, BEN BECKER, Stichwort: Frack, Matrose [ Rechtehinweis: picture alliance/United Archives ]
Vilsmaiers "Comedian Harmonists"
Quelle: picture alliance
So wie Reitz seine „Heimat“-Geschichtsschreibung über drei Jahrzehnte fortsetzte, hat auch Vilsmaier 30 Jahre Filme über Deutschlands Geschichte gedreht, lange bevor Nico Hofmann das Feld für sich besetzte. Da war „Stalingrad“, ein brutales Schlachtengemälde, ein Anti-Kriegsfilm, allerdings merkwürdig unpolitisch, wie aus dem Zusammenhang von Faschismus und Kommunismus gerissen.
Da war „Rama Dama“, ein Hohelied auf die Trümmerfrauen nach dem Krieg. Da waren die „Comedian Harmonists“, Vilsmaiers bester Geschichtsfilm, der – so unterhaltsam und anekdotisch er war – ein präzises Bild der politischen Situatuion vermittelte.
Da war „Marlene“, der die entscheidenden Jahre in deren Karriere beschrieb, vom „Blauen Engel“ bis zu ihrer Etablierung in Hollywood. Da war „Leo und Claire“, die wahre Geschichte der eklatantesten Rechtsbeugung im Deutschland des frühen Nationalsozialismus.

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